Er lächelte charmant und schüttelte den Kopf. „Das tut mir leid, aber ich kenne Sie noch gar nicht. Das ist mir zu früh.“ Mein Freund hatte seinen Eltern beim ersten Kennenlernen in Hamburg vorgeschlagen, dass sie mir das „Du“ anbieten sollten.
Wir saßen beim kleinen Italiener am Markt, den es heute nicht mehr gibt. Seine Mutter hatte gleich eingewilligt und das Glas gehoben, um es zu besiegeln. Mein späterer Schwiegervater aber lehnte ab, ohne dass es ein Affront für mich war. Ich konnte ihn verstehen. Wir verbrachten ein schönes Wochenende miteinander, lernten uns kennen und auch schätzen.
„Ich habe uns eine Flasche raufgeholt. Sie mögen doch rot?“ Mit Blick auf die Tageszeit, es war Mittag, entgegnete ich: „Ja, aber ist es dafür nicht zu früh?“ – „Nein, jetzt ist die richtige Zeit. Ich würde gerne mit Ihnen anstoßen und Du sagen.“ Alles hat seine Zeit, dachte ich und willigte lächelnd ein.
Beim Rotwein erzählte er mir von seinem Leben, davon, was ihm wichtig und worauf er stolz ist: Die Familie. Seine Kinder. Dass er alles hat, was er braucht.
Jahresklänge 2016 - der spirituelle Wandkalender J. F. Steinkopf-Verlag